Update: da das Thema grade in Zeiten von #corona deutlich an Dringlichkeit gewonnen hat, habe ich einen weiteren Blogpost darüber erstellt: HomeOffice in Zeiten von #socialdistancing und #stayathome – und danach
Alle Welt redet von #dieselgate, Stickoxide vermeiden, Verbrauch runter und Deutschland versinkt im Stau. Genauso auch „[ÖPNV] völlig überlastet„!
Als Wahl-Münchner kann ich aus eigener Erfahrung sagen: weder Auto noch [S|U]-Bahnfahren macht in und um München Spaß und raubt einem schlicht Lebenszeit, die einem nicht zurückgegeben wird!
Was mich bei den ganzen Diskussion um das Thema „Mobilität“ stört – ist, dass meist einfach hingenommen wird, dass es eben einfach voll ist weil es voll ist – und nicht kritisch hinterfragt wird „Warum ist denn das eigentlich so?“ (vgl. meinen Post über „It always starts with a why!“ ).
Das vermeintliche „Warum“ ist auch schnell gefunden: die Infrastruktur ist einfach nicht mit der Stadtentwicklung mitgewachsen. Richtig, aber wer mich kennt, der weiß: „das reicht mir als Begründung nicht“. Klar, die einfache Antwort ist: es wurden nicht genügend Investitionen in die Infrastruktur getätigt und die Planung und Vorhersagen haben nicht gestimmt (btw. hier kann AI und Big Data tatsächlich mal helfen, blöd nur, wenn solche Beschlüsse 20-30 Jahre brauchen… da müssen wir uns um Innovationen zumindest keine Sorgen machen!),
ABER ich möchte auf etwas anderes hinaus:
Warum müssen eigentlich so viele Menschen gleichzeitig (aka Rush-Hour) die Infrastruktur nutzen?
„Weil das schon immer so war!“ – sprich man fängt um 8:00h an und hört um 17:00h auf und hat noch brav seine 45min bzw. 60min Mittagspause gemacht, weil das ja schon unsere Eltern so gemacht haben.
Aber – und jetzt kommt meine These – früher war eben nicht alles besser! Nur weil meine Eltern so agiert haben, heißt das doch noch lange nicht, dass die Grundvoraussetzungen und die Bedarfe sich nicht gegebenenfalls weiterentwickelt haben?!
Und hier mein Vorschlag für eine Verbesserung – und das beste daran ist: das kostet noch nicht mal was (extra)!
Wie wäre es, wenn Anreize geschaffen würden, dass mehr Menschen Home Office nutzen könnten/dürften/würden?
Z.B. dass 10-20% aller Menschen die täglich von der eigenen Haustür zur Tür des Arbeitsgebers pendeln lieber die Arbeit vor dem Rechner zu Hause ausführen und damit signifikant dazu beitragen Stau und übervolle Bahnen zu vermeiden?
Ich habe meinen Master in Systems Engineering u.a. mit Warteschlangentheorie gefüllt und was ein Student schon sehr früh lernt ist, dass eine kleine Entlastung auf der Eingangsseite eines Bedieners sehr schnell dazu führen kann, dass die Warteschlange auf 0 sinkt. [<- stark vereinfacht!]
Klassisch kennt doch jeder: „die Auslastung eines [Servers|Systems] sollte nicht höher als 80% sein, da sonst der Overhead mit Administration zu einer deutlichen Verschlechterung der Performance führt“ (ergo bei der Infrastruktur immer schön brav +20% kalkulieren anstatt lieber bedarfsabhängig in die Cloud zu gehen – nur blöd, dass sich Autobahnen und S-Bahnen nicht on-the-fly elastisch in der Cloud skalieren lassen)
Was bedeutet das jetzt für die Verkehrs-Infrastruktur?
Entweder wir bauen +20% auf die erwartete Auslastung (man bedenke 20-30 Jahre Planung in den entsprechenden Entscheidungsgremien – ich sag nur „#agile“) und zahlen uns dumm und dämlich, oder wir versuchen nicht weiter Verkehr irgendwie umzuwandeln (Stw. Fahrrad), sondern schlicht den Verkehr gar nicht (oder verringert) stattfinden zu lassen!
Was fehlt dazu?
Eigentlich nichts!
Rund 40% der Arbeitnehmer*innen wären in der Lage von zu Hause zu arbeiten. (Quelle: DIW 2016)
Persönlich glaube ich, dass es mehr als diese 40% sind – aber warum werden selbst diese 40% nicht genutzt? Richtig, weil es ja schon immer so war, dass wir wie Roboter täglich um 8 zur Arbeit marschiert sind, und wehe man ist 5min zu spät gekommen oder gegangen!
Und genau das ist es doch, was uns von Robotern unterscheiden muss: dass wir eben nicht immer dasselbe tun, dass wir das Richtige und Nötige dann tun, wenn es passt und wir es für den optimalen Zeitpunkt halten! Grade im Zeitalter von AI und Robotik müssen wir unsere Stärken erkennen und nutzen. Und dazu gehört auch die #digitaletransformation von Arbeit!
Also liebe Arbeitgeber*innen und HR Verantwortliche: schafft Möglichkeiten! Setzt Anreize!
Es wird euch zugute kommen! Die Mitarbeiter*innen werden zufriedener sein, werden insg. ggf. sogar mehr arbeiten (ja, ich sehe schon wie die Gewerkschafftsemails bei mir eintrudeln, wobei vermutlich nicht, habe ja kein Fax, wird also schwierig 😉 ) – und dabei Spaß haben und es genießen statt 2h täglich zu pendeln 1h sinnvoll in sich und ihre Arbeit zu investieren!
Befreit uns von dem täglichen Stau und tut nebenbei auch was für die Umwelt! So schwer ist das nicht und Technik stellt heute nun wirklich keine Hürde mehr dar! Man muss es nur wollen! (Schade nur, dass nicht jede*r das Potential und die Chancen sieht! 🙁 )
Update: Die Grünen haben das Thema Homeoffice jetzt auch für sich entdeckt.
P.S.: Das soll nicht dazu aufrufen, dass ab jetzt jede*r immer von zu Hause arbeiten soll, sondern dazu aufrufen, dass bedarfsgerecht jede*r selbst entscheiden darf und soll, ob er/sie heute unbedingt in die Arbeit fahren muss! Das wird sich vielleicht sogar selbst regulieren!
Für die Firmenkultur und -Identität ist es zwingend notwendig, dass die Mitarbeiter*innen miteinander in Beziehung stehen und nicht einfach nur einen Namen oder Klick darstellen!
Hier noch ein „Pro-Tipp“: Freitags ist meist am wenigsten in den normalen Rush-Hours los, da kommt man meist noch gut hin und zurück.
Und last but not least: Große Freiheit bedingt auch immer große Verantwortung und das muss von beiden Seiten – also Arbeitgeber*innen/Chef*innen/Manager*innen als auch von den Arbeitnehmer*innen akzeptiert und gelebt werden, sonst wird das nicht funktionieren!
Quelle:
http://bitsandpieces.us/2012/02/when-i-say-home-office/
Und da ich nicht allein auf der Welt bin und auch (zum Glück) nicht der einzige, der das so sieht, hier ein schöner Artikel über das Thema:
Why Remote Work is the next Operating System for Capitalism:
Today, on average, each of us sacrifices 25 days a year to commute to a place that is no better suited for work than our home.
Chris Herd
Kommentare
Eine Antwort zu „Was hat Home Office mit Verkehr zu tun?“
[…] HO machen, aber für die, die inhaltlich könnten…] und ich habe darüber auch schon vor knapp einem Jahr gebloggt – der Post ist immer noch richtig – noch mehr in der aktuellen Zeit des […]